Ein autistisches Kind ist immer hochbegabt, mag keinen Körperkontakt, lacht fast nie.....
Diese Aussage hört man sehr oft, von Menschen, die Autismus nur von Filmen wie "Rain Man" kennen.
Gerade erst gestern fragte eine Mutter im Autismus-Forum: "Es ist doch so dass die Kinder keinen Körperkontakt wollen- wie ist da Eure Erfahrung?"
Danach folgten zig Kommentare wo Eltern berichteten, wie verschmust Ihre Kinder seien.
Mia ist auch verschmust - sie ist regelrecht ein kleines Kuschelmonster ;-)
Besonders wenn Sie erschöpft oder richtig müde ist, braucht sie den engen Körperkontakt. Am liebsten "gnubbelt" sie dann an unseren Ohren rum. Dieses geschieht in so extremer Form, dass es schon
unangenehm ist. Mia geht da auch sehr penetrant vor: sie zieht einen am Pullover, Hautfalte am Hals oder direkt am Ohr zu sich runter und krallt sie die Ohrmuschel. Versucht man sich zu wehren,
den Kopf weg zu ziehen, werden ihre Griffe massiver, damit sie an ihr Ziel kommt....In dieser Phase ist reden dann auch zwecklos.... In der "Ohr-Phase" befindet sich Mia ganz eindeutig in Ihrer
Welt. Es ist wie ein Rückzug mit der Sicherheit des Ohres in Ihrer Hand. Schon oft fragte ich mich: Warum ausgerechnet das Ohr? Und noch immer kann ich einem Ohr nichts an fühlbarer Schönheit
abgewinnen. Für Mia ist es etwas ganz besonders- Irgendetwas an der Beschaffenheit der Knorpel in Kombination mit der Haut gibt ihr die entsprechende taktile Stimulation, die sie benötigt. Hat
sie so gar keine Chance ans Ohr zu kommen, oder ist der Arm einfach irgendwann zu müde zum hochhalten wird an den Fingergelenken geknubbelt oder sie verlangt das man sie im Gesicht oder
lieber Hand und Handinnenflächen streichelt. Manchmal widerum zieht sie es vor meinen Arm zu strericheln - immer und immer wieder. Ich spüre, dass es unserer Kleinen Sicherheit gibt - es ist so
als würde sie diese Art von Körperkontakt in eine sichere Oase der Ruhe bringen. Es gab Zeiten, da schlief sie nur so ein.
Aber auch im Alltag- läuft Mia auf uns zu und fordert uns auf mit ihr eine Runde zu kuscheln. Sie sagt nichts dabei und dennoch zeigt sie einem ganz deutlich. Wir genießen diese Kuschelmomente,
die gar nicht so selten sind sehr. Es gibt auch Personen, die sie kaum kennt, die sie für ihr Kuschelbedürfnis in Anspruch nimmt.
Und Ja! - Natürlich gibt es auch viele Autisten, die Körperkontakt als eine Qual empfinden und wenn ich an die Eltern denke, die das aushalten müssen, erscheinen mir die SChwierigkeiten mit
Mia sooo klein. Wenn Mia mich umarmt oder mir ihr Lächeln schenkt, sind alle Sorgen, Ängste und Erschöpfung wie weggeblasen....- dann befinde auch ich mich für einen Augeblick in der Oase der
Ruhe.....
Zum Thema Hochbegabung ist zu sagen, dass nur 50 % aller Autisten eine durchschnittle oder höhere Intelligenz besitzen. Besonders frühkindlicher Autismus ist oft mit einer
unterdurchschnittleichen Intelligenz bis hin zur geistigen Behinderung beschrieben. Bei Asberger-Syndrom findet man eher Hochbegabte oder Inselbegabte.
Natürlich gibt es auch autistische Kinder, die sehr selten lachen. Mia gehört nicht dazu.
Zum Glück ! - Mia ist ein so fröhliches Mädchen und lacht sehr gerne. Sie hat übrigens ein bezauberndes Lächeln - wenn ihr mich fragt, das bezaubernste Lächeln überhaupt... bin da allerdings
nicht ganz objektiv- muss ich zugeben....
Als letztes möchte ich noch zu dem Thema sagen... :
Autisten sind Menschen und jeder Mensch ist individuell... also ist jeder Autist individuell....
Es gibt nicht den Autisten!
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