SChwangerschaft & Geburt

Bis zur 17 Woche erlebte ich eine ganz normale und wunderbare Schwangerschaft. Ich war 39 Jahre alt und erwartete mein 4. Kind. Meine beiden Söhne und meine Tochter aus erster Eher waren gesund.

Dieses Kind war noch einmal eine ganz bewusste Entscheidung! Voller Liebe und voller Vertrauen, dass alles gut verläuft....

 

Im Rahmen einer vorgeburtlichen Ultraschalluntersuchung wurden bei Mia ab der 17. SSW eine Hexadaktylie an beiden Händen und Füßen festgestellt. Ich erinnere mich noch wie wir schmunzelten und sagten - "Besondere Eltern - besonderes Kind". Es schockierte uns nicht einen Moment.

Wenige Minuten später erspäte die Ärztin beim Ultraschalle dann aber noch beidseits Plexus choroideus-Zysten.

Später wurde dann schließlich noch eine Nierenbeckenerweiterung beidseitig und 2 kleine Löcher im Herzen festgestellt.  So langsam begann das mulmige Gefühl und wir ahnten beide, dass in der noch recht neutral und sachlichen, wenn auch sehr freundlichen Stimme unserer Ärztin mehr steckte, als die Erklärung einiger Standartuntersuchungen....

Unter dem Verdacht einer schweren Chromosomenstörung des ungeborenen Kindes entschieden wir uns auf Anraten der Ärzte für eine Chromosomenanalyse an Fruchtwasserzellen.

 

Mehrere Wochen dauerte das ängstliche und sorgenvolle Abwarten auf die Ergebnisse dieser Analyse, denn es lagen mögliche Erkrankungen wie Trisomie 13, oder 18 vor. - Diese Chromosomenstörung hätten gleichzeitig ein Todesurteil auf Zeit für unsere kleine Tochter bedeutet.

 

Nur Eltern, die das schon einmal erlebt habe, können nachvollziehen, was in einem vorgeht. Wir wollten dieses Kind, welches bereits einen Namen hatte. Ich spürte schon die ersten Tritte unserer kleinen Tochter.... Diese 6-8 Wochen waren unerträglich. Andererseits mussten wir uns damit auseinandersetzen, was diese Krankheiten für unsere Familie bedeuteten. Welch schwere Belastung auch auf unsere drei anderen Kinder und uns als Eltern zukommen würden. Könnten wir der Belastung standhalten? Ist es für mich, als Mutter möglich, überhaupt wieder nach der Geburt meine geliebte Arbeit in der Firma meines Mannes aufzunehmen? Ich war ein fester Bestandteil im Team und auch mein Gehalt war im Haushaltsbudget nicht unbedeutend. All diese emotionalen aber auch sachlichen Dinge besprachen wir tagtäglich. Es ging kein Tag an uns vorbei, wo nicht eine Träne floss und wo die Gefahr lauerte, das die Angst die Überhand nahm....

Ich werde nie vergessen, dass wir gerade bei Mediamarkt waren, als mein Handy klingelte. Ich gab meinem Mann ein Zeichen und er wusste sofort, es war die Praxis. Ich bat die Dame, uns noch einmal in 2 Minuten anzurufen, da wir mitten im Einkaufsgetümmel standen und den Laden verlassen wollten.

Wir gingen zum Auto. Dort warteten wir. Das Herz klopfte und der ganze Körper bebte. Die 2 Minuten wurden zu 5 oder 6 Minuten Wartezeit und es kam uns vor, als säßen wir bereits eine Stunde lang im Auto, als das Handy erneut klingelte. Ich machte den Lautsprecher an und dann kam die ersehnte Nachricht. Weder Trisomie 13 oder 18  - waren vorhanden. Dennoch konnte eine Behinderung nicht ausgeschlossen werden.


Das Warten auf den Tod blieb uns erspart und die Hoffnung erhielt wieder Einzug..Die Katastrophe blieb aus und sowohl bei mir, als auch bei meinem Kerl von Mann brachen alle Dämme und wir ließen den Tränen freien Lauf...

Zu jener Wartezeit, habe ich sämtliche Informationen aus dem Internet gezogen. Ich laß alles über diese Krankheiten und deren Folgen, so hart es auch war und auch im Nachhinein habe ich es nicht bereut, genau das getan zu haben. Ich sehe lieber dem Feind ins Auge.

 

Meine Einstellung ist, wenn ich mich über die Krankheit informiere, solange es noch einen Hauch an Hoffnung gibt, das genau der schlimmste Fall nicht eintritt, kann ich die Informationen filtern und speichern. Wenn dann also der Tag erfolgen sollte, an dem sich das Schlimmste bewahrheitet, dann kann ich mich in die Traurigkeit für einen Moment fallen lassen und muss nicht in dieser real schlimmen Zeit, mich noch mit der Krankheit befassen. Informationen über eine Krankheit zu erfahren, wenn sie schon fest steht, wäre für mich viel schlimmer gewesen. So konnte ich alles konzentriert lesen und mir immer dabei sagen....:"Vielleicht ist es das ja gar nicht".  Jeder Mensch tickt anders, aber würde man mich nach einem Rat fragen, würde ich genau das voller Überzeugung raten. Bei uns war es genau richtig, es so zu tun.

 

Im Laufe der letzten Jahre wurden wir mit vielen Diagnosemöglicheiten konfrontiert - viele haben sich nicht bewahrheitet - von allen kenn ich aber inzwischen die Namen, Symptome, Behandlungsmöglichkeiten etc.

Wenn ich die Zeit hätte, könnte ich ein Medizinstudium aufnehmen - mein Interesse ist geweckt und einiges an Wissen bereits gespeichert.... ;-)