Ein ganz normaler Morgen - na ja überwiegend....Hier habe ich einfach mal einen Morgen aufgeschrieben, wie er an einem Tag war und wie es so oft vorkommt.....
Mia weckt mich 5.10 Uhr. Mia steht motzend vor ihrer Gittertür, die aus Sicherheitsgründen an der Zimmertür befestigt ist. Das Licht in ihrem Zimmer ist an. Ein Blick in ihr Zimmer sagt mir, dass sie bereits schon länger wach ist, denn sie hat mal wieder aus dem Kleiderschrank und 2 Schulbladen zahlreiche Kleidungsstücke rausgeräumt und auf dem Boden verteilt. Ich eile in die Küche mache eine Flasche und gehe zu ihr ins Zimmer. Ich stelle fest, dass Mia mal wieder total durchnässt ist- die Windel hat wieder nicht gehalten. Ich trage sie auf die Wickelkommode ziehe sie unter Protest komplett aus, wische sie provisorisch im Windelbereich mit Feuchttüchern ab. Mia ist sehr ausgekühlt, wahrscheinlich hat sie wieder eine Zeit lang auf dem kalten Fußboden gelegen. Ich reibe ihre Arme und Beine ein wenig warm. Das beruhigt sie zudem ein wenig. Dann wickele ich sie und zieh ihr einen neuen Schlafanzug und sauberen Schlafsack an. Richtiges Waschen im Badezimmer würde sie wieder munter machen, denn Mia ist eindeutig sehr müde. Ich trage sie in ihr Bett und gebe ihr die Flasche in die Hand. Ich mache das Licht aus und lehne die Tür an. Nun kann ich mich noch mal für ca. 20 Minuten kurz hinlegen. Dann höre ich es wieder in ihrem Zimmer poltern, das Licht geht an und ich stehe auf. Nun gehe ich in Mias Zimmer- wie fast immer, schläft sie trotz Müdigkeit nicht wieder ein. Immerhin hat sie sich noch mal 20 Minuten ausgeruht. Obwohl sie von selber aufgestanden ist, wirkt sie sehr müde und kuschelt sich an mich, greift gewohnt zu meinen Ohren, was immer dann macht, wenn sie sich unwohl fühlt oder müde ist. Ich setze mich auf ihr Bett mit Mia im Arm und wir kuscheln ca. 15- 20 Minuten, bis sie den Impuls gibt, aufzustehen. Mache ich dies nicht, beginnt der Tag mit Quengeln und Weinen.
Ich ziehe Mia den Schlafsack aus und gehe mit ihr ins Badezimmer. Hier ziehe ich sie komplett aus, um nun wird sie mit dem Waschlappen komplett gewaschen. Das Wasser ist warm, aber Mia kann nicht still auf ihrem Hocker sitzenbleiben oder stehen bleiben, so dass ich beim Waschen hinter ihr her laufe oder sie festhalten muss, was aber zur Schreierei führt. Festgehalten werden löst bei Mia immer einen Schreianfall aus, so dass ich es bevorzuge sie während ihrer Bewegungen durch das Badezimmer zu Waschen. Zum Glück ist dieses nicht so groß.
Mia hat ein Töpfchen, das Musik macht, wenn es der Boden mit dem Urin in Kontakt kommt. Mia liebt Musik und es sollte ihr eine Motivationshilfe sein – Musik als Belohnung. Ich setze sie auf das Töpfchen vor den Spiegel- aber Mia mag es gar nicht, sich auf das Töpfchen zu setzen und springt schreien auf. Ich selber gehe auf die Toilette und fordere sie noch einmal auf, sich auf ihre Toilette zu setzen, dem sie jedoch nicht nachkommt. Stattdessen reicht Mia mir lieber das Toilettenpapier- diesen Zeremonie kennt sie schon. Sie findet es sehr spannend, wenn wir auf die Toilette gehen, zeigt jedoch selber keinerlei Interesse sich auf Toilette oder Töpfchen zu setzen. Sie gibt mir die Windel, was eine Aufforderung bedeutet, diese anzuziehen. Mia mag es nicht ohne Windeln zu sein. (die Sauberkeitserziehung zeigt noch keinerlei Erfolg – nicht ansatzweise.)
Ich ziehe ihr die Windel auf der Fußmatte an. Die Alternative wäre, sie wieder in ihrem Zimmer auf die Wickelkommode zu heben und auf dem Boden hockend, frage ich mich, was nun wohl besser für meinen schmerzhaften Rücken ist. Dann hole ich Zahnbürste und Zahnpasta raus. Bei dem Anblick fängt Mia schon an Protestlaute zu geben. Erst versuche ich, dass Mia selbst Zähne putzt und gebe ihr die Zahnbürste in die Hand. Mia lutscht die Zahnpasta ab. Dann versuche ich mit neuer Zahnpasta ihr selber die Zähne zu putzen. Dafür mache ich selber meinen Mund auf und tu so, als würde ich meine Zähne bürsten, dass motiviert Mia manchmal selber den Mund ein kleinen Stück zu öffnen. Dabei laufen wir teilweise auch im Bad umher oder verändern die Sitz bzw. Stehpositionen ( auf dem Toilettendeckel sitzend – auf ihrem Hocker sitzend, auf dem Hocker stehend, vor dem Kinderspiegel hockend auf dem Fußboden, auf dem Toilettendeckel stehend, weil mein Rücken langsam Probleme macht) Ich rede dabei immer wieder geduldig auf Mia ein. „Einmal noch“, motiviere sie lachend mit „1,2,dreiiii“-Zählen- immer und immer wieder, so dass ich innerhalb dieser ca. 5 Minuten einige Sekunden den ein oder anderen Zahn treffen kann. Die meiste Zeit aber versuche ich durch ihre verschlossenen Lippen die Zahnbürste zu schieben und zu 95 werden nur die 4-6 Vorderzähne getroffen. Auch wenn dieses Zähneputzen, kaum die erwünschte Wirkung erzielt, bestehe ich darauf 3 Ma l täglich dieses Zahnputzaktion mit ihr durchzuführen in der Hoffnung, dass sie das so wichtige Zähneputzen irgendwann akzeptiert. Dann wische ich bei Mia noch einmal das Gesicht und den Brustkorb vom Tropfwasser des Zähneputzens ab.
Nun geht es wieder in ihr Zimmer. Ich hebe sie auf die Wickelkommode, kleide sie an und kämme ihr die Haare. Beim Anziehen will Mia sich immer wieder auf die Kommode hinlegen. Um ihr das Oberteil anzuziehen, muss sie jedoch sitzen. Beim Einstieg der Arme in den Pullover, hilft Mia ausnahmsweise ein klein wenig mit. Beim Anziehen der Strumpfhose und das überstülpen der Hosenbeine der Jeans unterstützt Mia mich in keiner Weise. Um dann die Hose hochzuziehen muss ich Mia auf die Kommode stellen. Auch hier erfolgt von ihr keine Unterstützung, obwohl ich ihr wie immer die einzelnen Vorgänge beim Anziehen erzähle und sie auffordere sich hinzustellen. Das Anziehen wird durch ihre plötzlichen Effekthandlungen zu einem spannenden Zeremonium. Plötzlich springt sie mit ihrem vollen Gewicht, ohne Vorwarnung in meinem Arm. Ich kann gerade noch mit der Hose in der Hand sie umgreifen, falle fast dabei mit ihr nach hinten. Mein im Affekt ausgerufenes „MIA!“- löst sofortiges Weinen bei dieser aus. Ich tröste sie mit ruhigen Worten, spiele „Kommt ein Mann die Treppe hoch“, um sie abzulenken. Mia lacht- nun kann es weiter gehen….
Beim Hose hochziehen nehme ich ihre Hände und versuche diese an den Hosenbund zu legen, damit sie diese greift. Verbal unterstütze ich sie, in dem ich ihr sage, was nun zu tun ist. Mia greift kurz an den Hosenbund um 1 Sekunde später wieder loszulassen. Ich ziehe die Hose hoch. Auch beim Schuhe anziehen, sitzt Mia wie ein schlapper Sack vor mir- ohne Unterstützung trotz Aufforderung.
Die Aufforderungen erfolgen verbal und ich nehme ihre Hände führe sie an die Kleidung, damit sie die Abläufe auch motorisch mit begleitet. Aber Mia öffnet ihre Hände oft nicht oder greift nur kurz zu. Probiere ich das häufiger als 2 Mal, kommt lautstarkes Geschrei- es ist unmöglich Mia zu etwas zu bringen, was sie selber nicht versteht oder will. Es ist schwer dieses zu unterscheiden, also versuche ich es immer wieder voller Geduld und Hoffnung, dass es irgendwann plötzlich „Klick“ macht…. Während des Anziehens benenne ich die Kleidungsstücke und Körperteile. Jeden Handgriff begleite ich mit einfachen Sätzen oder Wörtern um Mias Sprachverständnis zu fördern. Während des Anziehvorganges muss ich verhindern, dass mia plötzlich zum regal greift, an der Wärmelampe zieht oder von der Wickelkommode hüpfen will. Ich kann ihr nicht den Rücken zudrehen, die Gefahr wäre zu groß, sondern muss auf sie achten, wie im Säuglingsalter.
Ich hebe sie runter von der Wickelkommode. Mia gibt mir auf meinem Arm einen Kuss. In der Sekunde, in de ich diesen erwiedere, schmeist Mia sich mit voller Wucht und übermut nach hinten. Ich ergreife sie noch , bevor sie mit dem mopf an den Schrank stößt. Mein Rücken schreit auf. Dieses Gewicht der dreijährigen ist kaum noch für meinen eh angegriffenen Rücken haltbar. Mia muss sehr häufig getragen werden, denn sie lässt sich oft nicht dazu zu bewegen, den Raum zu verlassen und in einen anderen Raum zu gehen, wenn ich es möchte. Z.B. zum Essen aus dem Wohnzimmer in die Küche gehen. Da sie nicht darauf reagiert wenn ich ihr, sage: „Wir gehen jetzt in die Küche. Wir wollen zu Abend essen“ und wenn sie gerade etwas anderes im Kopf hat sich auch nicht an der Hand lenken lässt, wird sie kurzerhand auf den Arm genommen und zu ihrem Platz getragen. Bei 5 Kindern hat man einfach manchmal nicht die Zeit, abzuwarten, bis die Kleine von selber den Impuls hat mit zu gehen.
Also kommt das Tragen recht häufig am Tag vor, was meine Wirbelsäule und auch den Nacken stark in Mitleidenschaft zieht. Mias plötzliche und ungesteuerten Bewegungen, lassen es überwiegen nicht zu, sie in einer Rückenschonenden Haltung zu tragen. Regelmäßiges Einrenken, Einnahme von Schmerzmedikamenten bis hin zu Migräneanfällen sind die Folge bei mir als Mutter.
Mia hat wilde Locken- Diese zu kämmen und die Locken in einem Zopf zu bändigen geht nur, wenn man sie vor ihr Musikvideo setzt oder während des Kämmens mit ihr durch den Raum läuft. Wenn sie nicht 2 mal täglich gebürstet werden, verfilzen diese stark.
Zum Frühstück setze ich Mia in den Hochstuhl und lege ihr das Lätzchen um. Ich schmiere ihr ein halbes Brot- teils mit Marmelade, teils mit Kräuterkäse, schneide es in mundgerechte Stücke und bereite ein Glas O-saft- Wasser-Gemisch vor. In der Zwischenzeit ist Mia bereits aufgesprungen und macht Tanzbewegungen vor der sich spiegelnden Fensterscheibe. Ich hole Mia wieder zum Tisch und setze mich dazu. Mia schaut nur das Brot an. Ich nehme Mias Hand und führe sie zum Brot mit den Worten „Essen…-mmmhhhh- lecker“ Mia nimmt ein Stückchen Brot und leckt die Marmelade ab. Eh ich reagieren kann, springt sie auf und holt sich aus der Schublade eine Gabel. Ok- denk ich mir- da habe ich ja nichts gegen. Leider wird nur ein Stück damit brav gegessen. Dann matscht Mia auf das Brot ein. Ich sage bestimmt: „Nein“ und gebe ihr erneut die Gabel in die Hand. Dabei achte ich auf eine richtige Handhaltung. Nun ist Mia weitere 2 Stücke mit der Gabel. Das 3. Stück schiebt sie ebenfalls mit der Gabel in den Mund, holt es aber aus nicht nachvollziehbaren Gründen mit den Fingern wieder aus dem Mund heraus. Wieder springt sie auf und rennt zum Kühlschrank. Dort sagt sie ihre erst gerade erworbenen zu Zeit einzig genutzten Worte: „Bitte auf“, nutzt die dazu unterstützende Gebärde. Stolz und um sie zu motivieren, verbal ihre Wünsche zu äußern, öffne ich natürlich wie gefordert den Kühlschrank. Mia holt einen Joghurt heraus, öffnet die nebenstehende Schublade und nimmt sich einen Löffel, schließt die Schublade wieder und rennt mit Löffel und Joghurt ins Wohnzimmer. Ich bestehe darauf in der Küche zu essen. Ich nehme Mia samt Jogurt und Löffel auf den Arm und bringe sie zurück auf ihren Tripptrappstuhl. Sie protestiert kurz, hört aber auf, als sie bemerkt, dass ich den Jogurt bereits öffne. Nun löffel ich erst einmal den Jogurt in ihren Mund, damit wir bei all der Unterstützung zu Selbsthilfe und Eigenständigkeit nun trotzdem endlich ein wenig weiter komme. Das letzte Drittel lass ich Mia selber löffeln, schließlich ist sie ja schon Drei. Zwischendurch hat sie sich weitere Stückchen des Brotes mit Marmelade und auch Kräuterkäse in den Mund geschoben- dementsprechend sehen Hände und Tischkanten aus. Das Getränk ist beim Trinken zweimal abgerutscht und das Lätzchen durchtränkt. Mia mag sehr ungern die Trinkhilfeflaschen. Gerade bei den Mahlzeiten besteht sie auf einen normalen Becher. Ich befürworte das gerne, schließlich unterstützt es ihre motorische Entwicklung.
Schließlich versucht Mia das Lätzchen abzuziehen- ein Zeichen an mich, dass sie satt ist. Während ich versuche den Druckkopf vorsichtig zu öffnen, ohne an ihren eingeklemmten Locken zu ziehen, versucht Mia mich ungeduldig zu unterstützen und rutscht beim Ziehen am Lätzchen unglücklich ab. Der Becher fällt auf den Boden. Zum Glück bekommt sie nur einen Plastikbecher….
Ich nehme Mia auf den Arm, versuche ihre Hände so zu halten, dass sie nicht meinen Pulli beschmutzt, was mir nicht ganz gelingt, schließlich hat sie 2 Hände und ich nur eine frei- die andere umfasst sie ja beim Tragen. Mit einem Fuß schiebe ich Mias Hocker an die Spüle. Ich wasche ihre Hände, reibe diese an einander, damit Mia selber lernt wie das geht. Dabei denke ich dass sie das jetzt wohl mal langsam ohne Aufforderung machen müsste – schließlich ist das ein Ritual was nach jedem Essen erfolgt – bis zu 4 mal täglich. Eine Hand mit Wasser schiebe ich durch ihr Gesicht –abtrocknen fertig. Ich bin schon jetzt irgendwie groggy. Mia rennt los ins Wohnzimmer. Ich entferne Teller und Joghurt vom Tisch- entsorge den Rest in den Müll, nehme den Lappen in die Hand wische Tisch und Tripp-Trapp-Stuhl ab. Dann erfolgt das Wischen des Bodens mit Tüchern von der Küchenrolle. Ich muss mich beeilen- Mia hat inzwischen die Hausschuhe ausgezogen und ich muss während ich den Boden mit der einen Hand wische, Mia mit der anderen Hand abhalten, nicht in die Orangensaft-Wasser-Pfütze mit ihren Socken zu treten… Es gelingt mir und kein weiterer Schaden ist entstanden.
Nun muss noch das Oberteil gewechselt werden, denn das Lätzchen war so durchtränkt das der Pulli auch sehr nass ist. Da Mia seit Monaten einen Infekt hat, will ich sie nicht noch mehr gefährden durch eine nasse Brust…
…Vielleicht gibt es mal eine Fortsetzung über den Alltag mit Mia, über unsere täglichen Übungen zur Selbständigkeit und eventuelle Erfolge. Beim Schreiben musste ich des Öfteren schmunzeln, aber glaubt mir bitte…in der Situation ist es irgendwie nur halb so lustig. Solange man fit ist, ist das inzwischen Alltag und stört nicht sehr, aber an Tagen in denen man gestresst ist, mit Kopfschmerzen aufwachte oder einfach wegen einer schlaflosen Nacht nicht gut drauf ist, ist so ein Morgen eine wahre Geduldsprobe.
An diesen Tagen sage ich mir immer: Es gibt Mütter, die allein erziehend sind, es gibt Kinder die noch viel anstrengender sind mit ihrer Behinderung….. und dann erscheint einem alles nur halb so wild. Und nicht zu vergessen….es gibt auch Tage…da klappt einfach alles wunderbar… Und dann ist da auch noch Mias keckes Schmunzeln oder liebevolles Lächeln….und dann…
........... dann ist die Welt einfach so wunderbar und meine Tochter, die Süßeste der Welt….
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